Das Denkmal

Erinnerungen an die schrecken des Krieges und Gedenken an die 13 gefallen Caßlauer, sowie zwei Zwangsarbeiter.

Der Zweite Weltkrieg, der mit dem Überfall Hitlerdeutschlands am 1. September 1939 auf Polen begann und mit dem Kriegsbeginn am 22. Juni 1941 gegen die Sowjetunion eine neue, größere Dimension erreichte, betraf auch Caßlau schwer, als Anfang des Jahres 1945 der Krieg zu seinem Ausgangspunkt, nach Deutschland zurückkehrte.

Am 16. April 1945 begann an der Oder und der Lausitzer Neiße die 1. Belorussische und die 1. Ukrainische Front unter dem Befehl der Marschälle Georgi K. Shukov und Ivan St. Konev die Berliner Operation zur Eroberung der Hauptstadt Nazi-Deutschlands. 2,5 Mio. Soldaten – unter ihnen 200.000 Kämpfer der 1. und 2. Armee des Polnischen Heeres – begannen den Angriff auf Berlin. Ihnen standen 41.000 Geschütze und Raketenwerfer, 6.250 Panzer und Sturmgeschütze sowie 7.500 Flugzeuge zur Verfügung. Neben der Besetzung Berlins hatten sie die Aufgabe, Brandenburg und Sachsen vom Faschismus zu befreien.

Der Hauptschlag des Angriffs der 1. Ukrainischen Front galt Berlin und Potsdam. Ferner sollten sie die mittlere Lausitz und die Niederlausitz sowie das nordöstliche Sachsen vom Hitlersystem befreien. Die linke Nebenrichtung galt der Oberlausitz, auf deren Territorium die 5. Gardearmee und die 52 Sowjetarmee sowie die zweite Polnische Armee kämpften. Am 22. April 1945 begannen die sehr gut bewaffneten Armeen der Deutschen Heeresgruppe „Mitte“ unter dem Kommando des Generalfeldmarschalls Friedrich Schörner eine mächtige Gegenoffensive. Beiderseits der R96 (heute B96) wollten sie Berlin erreichen, um dort Hitler in der Hauptstadt zu unterstützen.

Das von Teilen der 52. Sowjetischen Armee eroberte Bautzen wurde am 24. April von der Wehrmacht umzingelt und am nächsten Tag früh zurückerobert. Die polnischen und sowjetischen Soldaten mussten am 25. April nach Norden bis nach Luppa und zu den Hahnenbergen zurückweichen. Dort wurden sie von der als „Blutdivision“ verrufenen Panzergrenadier-Division „Brandenburg“ angegriffen, die rund 450 verwundete polnische Soldaten zwischen Bautzen und den Hahnenbergen ermordete.
Am 26. April wurde in Neschwitz die Kirche und in den folgenden Tagen 75% aller Gebäude vernichtet. Im Niederland (w Delanach), brannten das Gotteshaus in Ralbitz und die Gnadenkirche in Rosenthal durch Artilleriefeuer der Wehrmacht aus, die meisten Gehöfte in Ralbitz sowie alle Gebäude in Naußlitz fielen den Kämpfen zum Opfer. In Horka überfielen am 26. April SS-Soldaten einen Transport von 200 polnischen Verwundeten und töteten sie.

Am 29. April stabilisierte sich die Front von Wendischbaselitz über Naußlitz, Caßlau, Zescha, Hahnenberg, Lomske bis nach Milkel. Im Niederland (w Delanach), Caßlau und Zescha verteidigte die sowjetische 24. Gardedivision ihre Stellungen gegen die angreifenden „Brandenburger“ Panzergrenadiere, deren Befehlsstand sich in Neu-Puschwitz befand. In Doberschütz, Lissahora und Lomske b. Neschwitz traten die Panzergrenadiere zum Kampf gegen die sowjetischen Soldaten in Caßlau an. Nach schweren Kämpfen mussten sich die sowjetischen Gardisten nach Zescha zurückziehen. Bei starkem Artilleriefeuer traf eine Granate in einen Tankwagen, der unweit des Gehöftes der Familie Buder stand. Das Tankauto explodierte, und das Feuer übersprang auf weitere Gehöfte. Durch weitere Granaten wurden andere Gehöfte zerstört. In den Kämpfen am 29. April 1945 wurden in Caßlau 3 Gehöfte – der Familien Buder, Osang und Schneider – vollständig vernichtet. Insgesamt brannten weiter 6 Wohnhäuser, 9 Scheunen, 8 Ställe und 10 weitere Gebäude ab. Etwa 3⁄4 der Gehöfte der Familien Wetzko, Knopf, Rentsch, Paschke, Nuck, Ließner, Lebsa und Teich wurden vernichtet. Schwer betroffen waren auch die Gehöfte der Familien Lullack, Wowtscherk, Rehork, Kupke, Buck, Kmetsch, Koreng und Paul Paschke, deren Gebäude etwa zur Hälfte zerstört wurden.

Am 07. Mai 1945 begann die Gegenoffensive der sowjetischen und polnischen Einheiten, durch die die faschistischen Truppen aus Neschwitz, Jeßnitz, Caßlau, Crostwitz und an den folgenden zwei Tagen aus der gesamten Oberlausitz verjagt wurden. Am 08. Mai 1945 kurz vor Mitternacht unterschrieben die deutschen Befehlshaber und Politiker in Berlin-Karlshorst, die bedingungslose Kapitulation Deutschlands. Der Krieg war jetzt zu Ende. In den folgenden Tagen kehrten die Caßlauer von der Flucht in ihr zerstörtes Dorf zurück.

13 Männer des Ortes sind aus dem Krieg nicht zurückgekehrt. Die zwei Zwangsarbeiter, Olga Waht aus Estland und Jan aus der Ukraine, starben während der Kämpfe in Caßlau.

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